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Handwerk läuft auf Hochtouren

Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 7. März 2018

Handwerk läuft auf Hochtouren

Die Betriebszahlen der Handwerkskammer Heilbronn-Franken liegen nahezu unverändert auf hohem Niveau. Gegenüber dem Rekordjahr 2016 verzeichnet das Jahr 2017 mit 12.322 Betrieben lediglich 21 Betriebe weniger. Dies ist ein Rückgang um 0,2 Prozent. „Der Wirtschaftsmotor Handwerk läuft weiterhin auf Hochtouren“, kommentiert Martin Weiß von der Rechtsabteilung der Handwerkskammer die Situation und ergänzt: „Notgründungen oder Verlegenheitsgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus gibt es schon lange nicht mehr“.

Mit Meister größere Überlebenschance

Zwar hält der Gründungsboom bei zulassungsfreien Handwerken wie Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Gebäudereiniger oder Fotografen nach wie vor an, die Zuwachsrate verläuft jedoch zunehmend flacher. Stieg die Anzahl der Betriebe 2016 noch um 61 gegenüber dem Vorjahr, waren es 2017 nur 40 neue Betriebe. Für Martin Weiß ist das ein Zeichen dafür, dass weiterhin genügend Arbeit da ist und auch Betriebe ohne Meisterqualifikation Aufträge erhalten. Das Problem: „Die Gründer bringen – wenn überhaupt – nur bescheidene Qualifikationen mit“, so Weiß. Häufig fehlt es auch an kaufmännischem Know-how. Betriebswirtschaftliches Wissen, das in Meisterkursen vermittelt wird, ist aber für die gesunde Führung eines modernen Handwerksbetriebes aus Sicht von Martin Weiß unerlässlich. Die Betriebszahlen sagen nichts über die Verweildauer am Markt aus. Wie die Erfahrung zeigt, sind die Überlebenschancen solcher Betriebe deutlich geringer als bei traditionellen Meisterbetrieben. „In wirtschaftlich schwachen Zeiten wurden Scharen von Arbeitslosen beispielsweise über Ich-AGs in die handwerksähnliche Selbstständigkeit gepresst. Viele haben das erste Jahr nicht überlebt“, sagt der Rechtsexperte der Handwerkskammer. In dieser Sparte ist daher eine große Fluktuation zu verzeichnen.

Beauty-Branche boomt

Ähnlich problematisch sieht Martin Weiß auch die Situation im handwerksähnlichen Gewerbe. Hier gab es 2017 nur einen margi-nalen Rückgang von drei Betrieben gegenüber dem Vorjahr. Dies ist allerdings weitgehend dem deutlichen Anstieg in der Kosmetikbranche mit 35 neuen Betrieben geschuldet, ein Zuwachs von rund 6 Prozent. Ohne diese Steilkurve bleiben handwerksähnliche Betriebe im langjährigen Abwärtstrend. „Einzig die Beauty-Branche boomt. Änderungsschneider, Eisenflechter, Fuger oder Betriebe im Holz- und Bautenschutzgewerbe gehen dagegen seit Jahren kontinuierlich zurück“, differenziert Martin Weiß.

Konsolidierung im Handwerk

Der Konsolidierungsprozess im zulassungspflichtigen Handwerk setzt sich fort. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 8.001 Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Heilbronn-Franken verzeichnet. Das sind 58 Betriebe weniger als im Vorjahr und entspricht einem moderaten Rückgang um 0,7 Prozent. Umsätze und Beschäftigungszahlen haben sich parallel dazu positiv entwickelt. Für Martin Weiß gibt es für die rückläufige Entwicklung mehrere Gründe. „Zum einen schreitet der Konzentrationsprozess durch Fusionen und Übernahmen fort. Dies zeigt sich vor allem im Bäckerhandwerk oder bei Metzgereien. Zum anderen steigt die Anzahl der Betriebe, die Nachfolger suchen. Die Kinder von Handwerksmeistern haben oft eigene Zukunftsvorstellungen, und nicht immer finden sich geeignete Angestellte, die den Betrieb übernehmen könnten. Am Ende steht die Betriebsaufgabe“, sagt er. 
Die größte Zahl mit 1.114 Betrieben stellen nach wie vor die Friseure, gefolgt von den Kraftfahrzeugtechnikern (907) und Elektrotechnikern (779). Die Top-Ten-Liste der zulassungspflichtigen Handwerke ist seit 2012 unverändert. In diesem Zeitraum hat sich neben den Top Drei auch das Handwerk des Installateurs und Heizungsbauers positiv entwickelt. Die Gewerke Feinwerkmechaniker, Schreiner, Metallbauer, Maurer und Betonbauer, Maler und Lackierer sowie Zimmerer verzeichnen dagegen immer weniger Betriebe.

Qualitätssiegel Meisterprüfung

Für die Zukunft des Handwerks sind aus Sicht von Martin Weiß Kontinuität und Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung. Und eine qualifizierte Ausbildung als Grundvoraussetzung für ein solides Handwerk. „Je höher die Qualifikation, desto erfolgreicher agieren Handwerksbetriebe im Markt“, stellt Martin Weiß fest. Er plädiert deshalb für das „Qualitätssiegel“ Meisterprüfung. Diese ist aus seiner Sicht der „Königsweg“. Bei einem Meisterbetrieb sieht Weiß die Kunden eher auf der sicheren Seite. Aufgrund seiner Erfahrungen gibt der Meisterbrief einen Vertrauensvorschuss, der in den seltensten Fällen enttäuscht wird. „Ausnahmebewilligungen und Sondergenehmigungen sind zwar eine legale Möglichkeit, einen Betrieb ohne Meisterprüfung erfolgreich zu führen. Mit Meisterprüfung ist aber die Wahrscheinlichkeit, sich erfolgreich zu etablieren, erfahrungsgemäß deutlich größer“, sagt Martin Weiß. 
Nach der Gesellenprüfung den Meister zu machen, bringt auf jeden Fall Vorteile. Der Titel ist nicht nur ein betriebliches Aushängeschild. In einem größeren Betrieb bietet er die Möglichkeit, aufzusteigen. Oder die Chance, einen eingetragenen Betrieb zu übernehmen und auf eigene Rechnung weiter zu betreiben. Auch ein anschließendes Studium ist möglich.