Damit Betriebsübergabe und Betriebsübernahme gelingen: Die Handwerkskammer hilft mit passgenauer BeratungChancen zur Existenzgründung waren noch nie so gut

Noch nie waren die Chancen so gut einen Handwerksbetrieb zu übernehmen, denn etwa 250 000 Betriebsinhaber suchen bundesweit in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Bei der Übergabe eines Betriebes kann es aber keine pauschalen Lösungen geben. Jede Übergabe und die Nachfolgeregelung muss deshalb auf den jeweiligen Einzelfall abgestimmt werden. Dabei spielt die individuelle familiäre Situation ebenso eine Rolle wie die betrieblichen Aspekte oder steuertechnische und rechtliche Fragen. Wer einen Handwerksbetrieb übernimmt, sollte sich jedoch auch bewusst sein, dass nur mit persönlichem Einsatz und Bereitschaft zum Risiko das erfolgreich fortgesetzt und ausgebaut werden kann, was vom Vorgänger in vielen Jahren harter Arbeit aufgebaut wurde.

Ziel: Betriebsübernahme

Für den 27-jährigen Installateur- und Heizungsbauermeister Sebastian Kaltdorf aus Igersheim im Main-Tauber-Kreis, war schon frühzeitig klar, dass er nach dem Besuch der berufsbegleitenden Meister-Abendschule in Würzburg, in den Jahren 2013 bis 2015, der erfolgreichen Meisterprüfung und der zusätzlich erworbenen Qualifikation als Gebäude-Energieberater, den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen würde. Die frühe Übernahme des Heizungs- und Sanitärbetriebes und der Bauflaschnerei Klaus Seidl, in die er 2010 als gelernter Anlagenmechanikergeselle eintrat, war allerdings nicht geplant. Familiäre Umstände veranlassten den 74-jährigen Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister Klaus Seidl nach reiflicher Überlegung und in Absprache mit seiner Frau aber, den am 1. April 1946 in einer Garage gegründeten Handwerksbetrieb in jüngere Hände zu übergeben.

Basis: Vertrauliche Beratungsgespräche

Die ersten Kontakte zwischen Seidl und dem betriebswirtschaftlichen Berater der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Diplom-Betriebswirt Paul Mendel, fanden Anfang 2016 in der Außenstelle in Tauberbischofsheim statt. Das erste Gespräch, mit der Bitte, ihm bei seiner Betriebsnachfolge beratend zur Seite zu stehen, folgte am 31. März 2016 in der Werkstatt von Klaus Seidl in Igersheim zusammen mit der Familie. Dabei wurden zunächst die verschiedenen Übergabemöglichkeiten (Verpachtung, Vermietung, Verkauf) skizziert und die Vorstellungen der Familie Seidl und die private Situation erörtert. Anschließend fanden verschiedene Gespräche mit Sebastian Kaltdorf statt. Dabei wurde der neue Betriebsinhaber von der Kammer hinsichtlich der Übernahmefähigkeit (Die Analyse der Jahresabschlüsse des Betriebes Seidl erfolgte bereits im Vorfeld), Finanzierungsmöglichkeiten, rechtliche und steuerliche Sachverhalte, aber auch hinsichtlich der Übernahme der Mitarbeiter informiert.

Bereits am 18. August 2016 trafen sich alle Beteiligten (Hausbank, Firmenkundenberater, Seidl, Kaltdorf, Steuerberater und Kammer) zu einem gemeinsamen Gespräch in Bad Mergentheim in dem auch das künftige Unternehmenskonzept festgezurrt wurde. Zusammen mit ihren Steuerberatern legten Klaus Seidl, Sebastian Kaltdorf und der Berater der Handwerkskammer die endgültige Übergabeform fest und die Konditionen wurden ausgehandelt. Als Rechtsform erschien eine GmbH & Co. KG als die optimale Lösung für beide Seiten. Bei diesem Termin wurden auch die Beteiligungsverhältnisse (75 Prozent Sebastian Kaltdorf, 25 Prozent Klaus Seidl) notariell fixiert. Anschließend wurde das Gespräch mit dem Firmenkundenberater der Hausbank hinsichtlich der Finanzierung der Betriebsübernahme fortgesetzt.

Externe Beratung hinzuziehen

Bei der Betriebsübernahme sollten neben der Beratungsleistung der Handwerkskammer weitere Berater ins Boot geholt werden, wie zum Beispiel der Steuerberater und die Hausbank.

Ergebnis: Übergabe erfolgreich

Der Heizungs- und Sanitärbetrieb Seidl beschäftigt heute acht Mitarbeiter und eine Halbtagskraft. Der Schwerpunkt der Aufträge, die aus dem Großraum Bad Mergentheim kommen, liegt im Heizungs- und Sanitärbereich des privaten Wohnungsbaus, zuneh-mend kommen aber auch die Nachfragen nach der Komplettmontage von Solaranlagen.

Im Rückblick hoben sowohl der "Seniorchef" als auch der neue Betriebsinhaber die Vorteile der fachlich hochqualifizierten Beratungsleistung durch die Handwerkskammer Heilbronn-Franken und die große Offenheit in allen Gesprächsrunden hervor, denn, wie Seidl und Kaltdorf betonten: "nur im gegenseitigen Vertrauen kann ein solches Vorhaben gelingen."

>> Nur im gegenseitigen Vertrauen kann ein solches Vorhaben gelingen. <<

Sebastian Kaltdort, Übernehmer