Mann steht an Rednerpult, mehrere Menschen sitzen an Tischen davor, daneben und auf einer Leinwand über Videokonferenz.
Ramona Fritz

Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 19. November 2021Appelle an Politik und Gesellschaft

In ihrer Herbstsitzung kam die Vollversammlung der Handwerkskammer erneut nicht um das Thema Corona herum. Wegen der angespannten Lage traf sich das oberste Gremium der Kammer am 17. November in einer hybriden Sitzung: Etwa die Hälfte der Mitglieder war vor Ort im Meistersaal, während die anderen per Videokonferenz zugeschaltet waren.

Mutige Entscheidungen gefordert

Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer, zeigte sich in seinem Bericht besorgt angesichts der aktuellen Lage. „Die Situation in den Krankenhäusern schockiert, weil sie jeden treffen kann. Wer mit einem Herzinfarkt oder als Unfallopfer eingeliefert wird, legt sein Leben in die Hand der verantwortlichen Ärzte, denen jedoch bald die Hände gebunden sein könnten, weil nicht genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen,“ so Bopp. Er appellierte deshalb an die Politik schnell mutige Entscheidungen zu treffen. Er forderte dabei eine Erhöhung der Impfquote, einen Lockdown für Ungeimpfte, regelmäßige Tests (2G plus) sowie mehr Kontrolle, dass Maßnahmen auch eingehalten werden. Dabei kritisierte der Maurermeister auch die Hürden für Arbeitgeber bei den Schutzmaßnahmen. Die von der künftigen Ampel-Koalition geplante 3G-Regel am Arbeitsplatz „führt dann bei uns Arbeitgebern dazu, dass wir für Geimpfte, Genesene und Ungeimpfte die jeweils passenden Maßnahmen ergreifen sollen, obwohl wir den Impfstatus der Belegschaft aktuell nicht abfragen dürfen.“

Obwohl die Gewerkschaften dem Thema kritisch gegenüberstünden, pflichtete ihm dabei auch Markus May, Vizepräsident der Arbeitnehmer, bei. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass in Restaurants der Impfstatus gerne offengelegt wird, aber beim Arbeitgeber nicht“, betonte May. Viele Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie seien Schnellschüsse und nicht bis zu Ende gedacht, kritisierte er. May appellierte an alle, denen es gesundheitlich möglich ist: „Übernehmt Verantwortung und lasst euch impfen.“

Steigende Preise, lange Wartezeiten

Kritik übte Präsident Bopp weiter an der Wohnbaupolitik. Die vielen Auflagen, wie etwa die Photovoltaikpflicht für Neubauten, brächten dem Handwerk zwar Aufträge, würden aber auch die Baukosten immer weiter in die Höhe treiben. „Das kann sich dann kein normaler Häuslebauer mehr leisten“, fürchtet Bopp. Dazu kämen Lieferprobleme und steigende Materialpreise sowie überlastete Bauämter, die mit den Genehmigungen nicht nachkommen. Das verzögere und verteuere derzeit viele Projekte. „Es kann doch nicht sein, dass Baubetriebe trotz starker Auslastung aufgrund fehlender Baugenehmigungen Kurzarbeit anmelden müssen“, kritisierte der Präsident.

Falscher Weg

Das gelte auch für die Klimapolitik. Das geplante Aus für Verbrennungsmotoren sowie die CO²-Bepreisung hält der Maurermeister für den falschen Weg. „Alles wird dadurch teurer, aber was ändert sich? Die kleinen Handwerksbetriebe und die Endverbraucher zahlen dafür am Ende die Zeche.“ Auch Arbeitnehmer-Vizepräsident Markus May bereiten die steigenden Preise Sorgen. „Die Kostensteigerungen belasten gerade die unteren Einkommen drastisch“, so May. Die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro hält er deshalb für notwendig. „Alles darunter bedeutet Armut.“ Auch für die Sicherung von Fachkräften seien faire Löhne schließlich essentiell. Und die werden im Handwerk gebraucht. Denn, so Präsident Bopp, in den letzten zehn Jahren habe es einen stetigen Rückgang an Lehrverträgen um gut 15 Prozent gegeben. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir trotz der Pandemie mit aktuell 1.662 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen nur ein kleines Minus von -0,6 Prozent haben“, betonte er.

Ehrungen für vier Mitglieder

Den Abschluss bildete die Ehrung von vier Mitgliedern der Vollversammlung für ihr langjähriges Engagement im Handwerk. Die silberne Ehrennadel der Handwerkskammer Heilbronn-Franken erhielten:

  • Maschinenbaumechanikermeister Kurt Georg Schreiber aus Mainhardt
  • Industriekaufmann Markus May aus Wertheim
  • Bäckermeister Bernhard Kuhn aus Neckarsulm
  • Elektroinstallateurmeister Arno Feuchter aus Öhringen

Gruppenbild mit sechs Männern in Anzügen, vier davon halten große gerahmte eine Urkunde in den Händen vor sich.
Ramona Fritz