
Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 6. Juni 2025Arbeiten im Handwerk lohnt sich – auch finanziell
Das Handwerk in Baden-Württemberg punktet nicht nur mit Sinnstiftung und Zukunftssicherheit – sondern auch mit attraktiven Verdienstmöglichkeiten. Das zeigt die neue Vergütungsstudie des Ludwig-Fröhler-Instituts (LFI) im Auftrag der acht baden-württembergischen Handwerkskammern. „Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Das Handwerk bezahlt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an sehr gut und kann auch mit anderen Branchen mithalten“, stellt Ralf Rothenburger, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, fest. Bei der Ausbildungsvergütung liegt das Handwerk im bundesweiten Vergleich sogar vorn. Die höchsten durchschnittlichen Vergütungen im ersten Lehrjahr im Handwerk erhalten Elektrotechniker und Kraftfahrzeugmechatroniker, Maurer und Betonbauer, Zimmerer sowie Metallbauer. Sie verdienen rund 1.000 Euro brutto pro Monat – nur Pflege und öffentlicher Dienst zahlen mehr. Fertig ausgebildete Gesellen verdienen im Schnitt über 3.100 Euro brutto. In Berufen wie dem Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk oder der Feinwerkmechanik sogar bis zu 3.700 Euro.
Wer einen Meisterbrief besitzt, gehört zur Elite des Handwerks.
Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken
Meister auf Augenhöhe mit Akademikern
Wer nach der Gesellenausbildung noch den Meister macht, kann monatlich bis zu 1.500 Euro mehr verdienen. „Wer einen Meisterbrief besitzt, gehört zur Elite des Handwerks. Das zahlt sich definitiv auch finanziell aus und unterstreicht die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen des Handwerks“, betont Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Insgesamt stehen Meisterinnen und Meister mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt von rund 4.500 Euro und Spitzenverdiensten von bis zu 8.000 Euro im Monat Akademikern in Industrie- oder Dienstleistungsbranchen in nichts nach.
Fachkräfte sind gesucht und Qualifikation zahlt sich aus
Gerade in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels werden gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker händeringend gesucht – und entsprechend bezahlt. Entscheidend sei für Unternehmen vor allem die Qualifikation, Erfahrung und der Einsatz der Mitarbeiter. Ralf Rothenburger erklärt: „Unsere Betriebe zahlen überdurchschnittliche Löhne und Gehälter, wenn Fachwissen, Führungsverantwortung oder besondere Leistungsbereitschaft vorliegen. Kurz gesagt: Wer mehr kann, verdient auch mehr.“ Dabei spiele es keine Rolle, ob ein Unternehmen auf dem Land oder in der Stadt liege. „Die Studie zeigt, dass es hier keine Unterschiede gibt: Im Handwerk wird über die Regionen hinweg gleich gut bezahlt“, fasst Rothenburger zusammen.
Betriebe, die überdurchschnittliche Leistungen und Vorteile bieten, sollten diese auch in ihren Stellenausschreibungen angeben.
Ralf Rothenburger, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken
Potenziale nutzen und besser kommunizieren
Die Studie zeigt auch: Es gibt noch Verbesserungspotenziale. Den Betrieben sei laut der Umfrageergebnisse zwar klar, dass die Vergütung – nach Betriebsklima und persönlichem Kontakt – der drittwichtigste Faktor für die Mitarbeiterbindung im Handwerk sei. Allerdings kommunizieren Betriebe die sehr guten Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk häufig nicht oder zu wenig nach außen, sagt Ralf Schnörr. Diese Möglichkeit bleibe zu oft ungenutzt. Dabei sei eins klar: „Gute Bezahlung zieht Fachkräfte an und da muss sich das Handwerk nicht verstecken.“
Die meisten Handwerksbetriebe bieten laut der Umfrage außerdem zusätzliche Anreize, wie beispielsweise kostenlose Arbeitskleidung oder Weihnachtsgeld. Doch im Vergleich zur Industrie gebe es auch hier noch Verbesserungspotenzial. „Von Jobticket oder Zusatzversicherungen bis hin zur Beteiligung an Kinderbetreuungskosten oder der Übernahme von Weiterbildungskosten gibt es verschiedenste Möglichkeiten für Handwerksbetriebe, ihren Mitarbeitern zusätzliche finanzielle Anreize zu bieten“, erklärt Hauptgeschäftsführer Ralf Schnörr. Die wichtigsten Kriterien für eine Arbeitsstelle seien für Beschäftigte aber vor allem nicht finanzieller Natur. Dazu gehören: ausreichend Freizeit, flexible Arbeitszeiten und komprimierte Wochenarbeitszeitmodelle. Präsident Ralf Rothenburger rät deshalb: „Betriebe, die überdurchschnittliche Leistungen und Vorteile bieten, sollten diese auch in ihren Stellenausschreibungen angeben. Das können entscheidende Beweggründe im Wettstreit um Fachkräfte sein.“
Hintergrundinformationen zur Studie
Über 2.280 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg, die eine repräsentative Stichprobe des baden-württembergischen Handwerks abbilden, haben an der Online-Befragung Anfang 2025 im Rahmen dieser Studie teilgenommen. Insgesamt konnten so mehr als 8.280 Vergütungsdatensätze erhoben werden, die eine solide Datenbasis für die Analyse der Vergütungsstrukturen im Handwerk liefern.