
Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 9. Oktober 2025Drittklässler erleben das Handwerk im Herzen der Natur
Bereits in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien stand für die Drittklässler der Josef-Schwarz-Schule (JSS) Erlenbach ein ganz besonderer Ausflug in die Natur an. Genauer gesagt: in die Weinberge. Einen Ort, den die Kinder von ihrem Klassenzimmer aus Tag für Tag bestens im Blick haben. Ziel des gemeinsam mit der Sekt- und Weinmanufaktur Stengel durchgeführten Projekts ist es, das Bewusstsein für die Natur und handwerklich hergestellte Produkte zu schärfen.
Wegwerfgesellschaft entgegenwirken
„Wir leben heutzutage in einer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft. Uns ist es daher ein großes Anliegen, dem entgegenzuwirken und den Kindern zu vermitteln, welche Schätze die Natur für uns bereithält und welche handwerkliche Arbeit hinter regional hergestellten Produkten steckt“, sagt Carolin Stengel, die den im Jahr 1846 gegründeten Familienbetrieb bereits in der sechsten Generation führt. Die Projektidee kam der 38-Jährigen durch ihre Tochter, die selbst die bilinguale Schule besucht. Inzwischen läuft das Erfolgsprojekt bereits im dritten Jahr in Folge.
„Die Kinder lieben es hier in den Weinbergen. Sie haben jedes Mal eine Menge Spaß, sind engagiert und unterstützen sich gegenseitig. Das Projekt entschleunigt, bildet und stärkt gleichzeitig die Gemeinschaft“, ist die Weinküferin überzeugt. Neben ihr als Projektleiterin tragen auch Seniorchef Horst Stengel und seine Frau Ellen, Carolins Sohn Lennox sowie Hund Rex zum Gelingen des Projekts bei.
Unterwegs im „Reich der Tiere“
Nachdem die 22 Drittklässler gemeinsam mit ihren drei Lehrkräften im Binswanger Weinberg angekommen sind, erklärt Carolin Stengel, worauf es im „Reich der Tiere“ zu achten gilt. Anschließend werden zwei Gruppen gebildet. Eine Gruppe macht sich unter Anleitung von Carolin Stengel direkt an die Traubenernte, während die andere Gruppe von Horst Stengel eine Naturkundeschulung erhält. Der 67-Jährige versucht, den Kindern eine wertschätzende Perspektive gegenüber der Natur zu vermitteln: „Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir Menschen brauchen die Natur.“
Gleichzeitig macht er deutlich, wie wichtig Insekten sind, damit die Trauben in voller Pracht wachsen können. „Insekten sind keine Schädlinge, sondern wichtige Mitglieder der Natur“, lässt er die Kinder wissen. Diese hören ihm aufmerksam zu, stellen neugierig Fragen und sind vom Geschmack der frischen Trauben begeistert. Auch die Messung des Oechsle-Gehalts der Trauben mithilfe eines Refraktometers steht auf dem Programm. „Das gefällt den Kindern immer besonders gut“, kündigt Horst Stengel im Vorfeld an – und behält recht.
Die Kinder lieben es hier in den Weinbergen. Sie haben jedes Mal eine Menge Spaß, sind engagiert und unterstützen sich gegenseitig.
Carolin Stengel (38), Sekt- und Weinmanufaktur Stengel
Vom Weinberg in die regionalen Supermärkte
Carolin Stengel weist ihre Gruppe zunächst in den Ablauf der Traubenernte ein. Neun Kinder werden mit Handschuhen, Schere und Eimer ausgestattet und an den Rebstöcken eingesetzt, während zwei Kinder als Buttenträger fungieren. Schnell sind sich die Kinder darüber einig, möglichst viele Trauben ernten zu wollen – und dass Trauben sowohl mit als auch ohne Kerne schmecken. „Die Kerne sind wichtig für die Fortpflanzung der Trauben“, erklärt Carolin Stengel ihnen.
Nach zweieinhalb Stunden, in denen die Kinder Trauben ernten und etwas über die Natur lernen, bleibt noch Zeit für ein kleines Quiz und eine anschließende Stärkung. Bevor die Klasse 3A der JSS den Rückweg zur Schule antritt, erhält jedes Kind von Carolin Stengel eine personalisierte Urkunde als Auszeichnung für die geleistete Arbeit im Weinberg.
Im nächsten Schritt gestalten die Kinder im Kunstunterricht die Etiketten für ihre Traubenseccoflaschen, während sich die Stengels in der Zwischenzeit um die Saftverarbeitung der geernteten Trauben kümmern. Ende Oktober steht ein weiterer gemeinsamer Termin an, bei dem das Probieren, Etikettieren und Verpacken des alkoholfreien Traubenseccos auf dem Programm steht. Insgesamt werden rund 1.000 Flaschen produziert, die unter den Schülerinnen und Schülern der JSS verteilt sowie in regionalen Supermärkten verkauft werden.
Über das Projekt
Aufgrund des Erfolgs des Schulprojekts, an dem vier Klassenstufen und somit insgesamt über 250 Schülerinnen und Schüler der Josef-Schwarz-Schule Erlenbach teilnehmen, sind auch andere Interessengruppen darauf aufmerksam geworden. So nutzen Betriebe die Möglichkeit, die Herstellung von Sekt oder Traubensecco als Teambuilding-Maßnahme durchzuführen. Die verschiedenen Arbeitsschritte finden über das Jahr verteilt im Weinberg und in der Sekt- und Weinmanufaktur Stengel statt. Interessierte Betriebe können sich gerne per Mail unter c.stengel@stengel-sekt.de bei der Familie Stengel melden.