Bei einem Rundgang durch die Lernwerkstatt durften Kammerpräsident Ulrich Bopp (3.v.r.), Bürgermeister Wolfgang Stein (2.v.l.) und Obermeister Stefan Goldschmitt Fachlehrer Heiko Reinhart (l.), Architekturvermittlerin Luise Lübke (2.v.r.) und den Schülern der Gemeinschaftsschule Wertheim über die Schultern schauen.
Stadt Wertheim

Gemeinsam Begeisterung für das Handwerk schaffen

Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 26. April 2017

Das Pilotprojekt Lernwerkstatt Bau-Hand-Werk ist ein voller Erfolg. Darin waren sich bei der Pressekonferenz am 24. April alle Projektbeteiligten einig. Im September 2016 war das Projekt mit Schülern der achten Klasse der Gemeinschaftsschule in Wertheim in die Pilotphase gestartet. In drei Gruppen beschäftigten sich die Jugendlichen in vier Schulstunden pro Woche mit dem Thema Bauen. Schulleiterin Alice Jäger hat zur Halbzeit der Pilotphase nur Gutes zu berichten. „Ich freue mich, wenn ich sehe, wie wir die Kinder mit dem praktischen Unterricht begeistern können – auch die Mädchen“, so Jäger. „Die Lernwerkstatt tut uns hier ganz im Norden von Baden-Württemberg gut.“ In der Planungsphase sei ihr aber schnell klar geworden, dass das Know-How an einer Gemeinschaftsschule dafür nicht ausreiche: „Wir brauchten eine berufliche Schule an Bord.“

Vorurteile abbauen und Standorte sichern

Die Gewerbliche Schule Tauberbischofsheim, an der der Fachbereich Bautechnik angeboten wird, war dabei der richtige Partner. „An der Berufsschule können wir Arbeitsweisen aus dem Berufsleben praxisnah erlebbar machen und den Übertritt in eine Berufsausbildung erleichtern“, erklärt Schulleiter Hermann Ruppert. „Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, die Jugendlichen über das Bauhandwerk aufzuklären und alte Vorurteile abzubauen.“ Denn fehlende Auszubildende in den Bauberufen gefährden auch Berufsschulstandorte. Mindestens 16 Schüler muss eine Klasse im Rahmen der Regionalen Schulentwicklung haben. „Das war natürlich auch ein Faktor“, erklärt Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer und Mitinitiator des Projektes. „Das Handwerkliche kommt derzeit an den allgemein bildenden Schulen oft zu kurz“, klagt er. „Deshalb müssen wir Schüler und Eltern begeistern.“

 Projektpartner

Die Lernwerkstatt Bau-Hand-Werk ist ein Gemeinschaftsprojekt der Handwerkskammer mit folgenden Partnern:

 Architektur- und Bauschule Bremen

 Gemeinschaftsschule Wertheim

 Gewerbliche Schule Tauberbischofsheim

 Bau-Innung Main-Tauber-Kreis/Künzelsau

 Stadt Wertheim

Einzigartiges Projekt

Vom Wertheimer Oberbürgermeister Stefan Mikulicz ließ sich Bopp gerne für das Projekt gewinnen. „Das Modell ist einzigartig in der ganzen Bundesrepublik“, betont der Kammerpräsident. Mikulicz war es auch, der den Kontakt zu Architekturvermittlerin Luise Lübke herstellte. Die Leiterin der Baukasten Architekturschule in Bremen entwickelte das pädagogische Konzept der Lernwerkstatt. „Dabei hatte sie es nicht leicht“, gibt Ulrich Bopp zu. Denn immer wieder bestand der Maurermeister darauf, das Konzept konsequent auf das Bauhandwerk auszurichten. „Architektur ist ein Studiengang. Wir brauchen aber keine Akademiker, sondern Handwerker“, erläutert Bopp.

Der Krise entgegen

Dafür sorgt auch Stefan Goldschmitt, Obermeister der Bau-Innung Main-Tauber-Kreis/Künzelsau. „Der verpflichtende Unterricht für alle Schüler – Jungen wie Mädchen – ist eine hervorragende Plattform, durch die sie erfahren, was man mit seinen eigenen Händen alles herstellen kann“, erklärt er. „Je eher sie in Kontakt mit dem Handwerk kommen, desto größer ist die Chance einen zukünftigen Auszubildenden zu gewinnen.“ Goldschmitt sieht das als idealen Weg für Handwerksbetriebe, um der derzeitigen Krise auf dem Ausbildungsmarkt entgegen zu wirken oder diese zumindest abzumildern.

Von Wertheim in die Fläche

In der Stadt Wertheim ist die Unterstützung für das Handwerk groß. „Stefan Mikulicz denkt sehr weit voraus und hat das Handwerk immer im Blick“, weiß Bopp. Und auch Bürgermeister Wolfgang Stein, der Mikulicz bei der Pressekonferenz vertrat, betonte: „Wir brauchen nicht nur Master, sondern auch Meister“. Er freue sich, dass die Stadt Wertheim zum Einstieg verhelfen konnte. „Wenn das Projekt jetzt von Wertheim aus in die Fläche geht, haben wir nichts dagegen“, betonte Stein. Ab dem Schuljahr 2017/18 wird die Lernwerkstatt Bau-Hand-Werk auch an zwei weiteren allgemein bildenden Schulen in Kopernikus Realschule in Bad Mergentheim und Schulzentrum am Wörth in Tauberbischofsheim angeboten.