Handwerker kniet auf Dach und vermisst.
Alexander Friz

Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 7. Oktober 2022Geschäftslage schwächt sich ab

Trotz guter Auslastung sehen die Handwerksbetriebe in der Region einem harten Winter entgegen. Massiv gestiegene Energie-, Rohstoff- und Materialpreise sowie inflationsbedingte Kauf- und Investitionszurückhaltung dämpfen die Geschäftserwartungen. „Das Handwerk blickt deshalb wenig optimistisch auf die kommenden Monate“, sagt Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer. „Der Konjunkturindikator zeigt einen klaren Abwärtstrend. Mit 10,6 Punkten weist er den niedrigsten Stand seit Ende 2020 auf“, stellt Bopp fest. Die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung würden die Betriebe nur bedingt entlasten „Dass die Gasumlage vom Tisch ist, entspannt zwar die Lage energieintensiver Handwerke. Die Probleme sind damit aber längst nicht gelöst“, gibt Bopp zu bedenken. Viele Handwerksbetriebe können die gestiegenen Preise nur teilweise an die Kunden weitergeben. Hohe Mieten sowie explodierende Kosten stellen die Betriebe aus Sicht von Ulrich Bopp auf eine Kraftprobe, deren Ausgang ungewiss ist. „Die Teuerungswelle, die gestiegenen Bauzinsen sowie der Wegfall bzw. die Kürzung von KFW-Förderprogrammen hat auch dazu geführt, dass beispielsweise Bauen und Sanieren für viele nicht mehr erschwinglich ist. Das zugkräftige Bau- und Ausbaugewerbe ist davon unmittelbar betroffen. Entsprechend deutlich haben sich die Erwartungen eingetrübt“, so Bopp.

Geschäftslage noch gut, Erwartungen deutlich getrübt

Zwar bezeichnet die Mehrheit der Handwerksbetriebe in der Region ihre Lage Mitte September noch als gut (57,8 Prozent, Vorjahr: 76,2 Prozent). Für die kommenden Monate erwarten allerdings nur noch 13,6 Prozent der Befragten bessere Geschäfte (Vorjahr: 20,6 Prozent). Dagegen rechnen 30,8 Prozent mit einer Verschlechterung (Vorjahr: 6,0 Prozent).

 Auftragslage abgeschwächt, Entwicklung pessimistisch beurteilt

Die Auftragslage im Handwerk hat sich merklich abgeschwächt. Lediglich 17,6 Prozent der Betriebe verzeichnete ein Auftragsplus (Vorjahr: 22,9 Prozent). Dagegen meldeten 32,7 Prozent und damit jeder Dritte der Betriebe eine rückläufige Auftragslage (Vorjahr: 19,1 Prozent). Die weitere Entwicklung wird negativ eingeschätzt. Jeder dritte Handwerksbetrieb (32,9 Prozent) zeigt sich pessimistisch und erwartet sinkende Auftragsbestände (Vorjahr: 10,7 Prozent). Nur 21,8 Prozent rechnen mit steigenden Auftragseingängen (Vorjahr: 30,0 Prozent).

Gute Auslastung, Umsätze rückläufig

Zwar berichten 49,3 Prozent der Befragten von gut ausgelasteten Kapazitäten (Auslastungsgrad zwischen 81 und 100 Prozent) und 18,1 Prozent waren sogar über ihre Kapazitäten hinaus ausgelastet. Bei den Umsätzen zeigen sich aber Ermüdungserscheinungen. Ein Umsatzplus verbuchten 28,4 Prozent der Befragten Handwerksbetriebe. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent. Auf 22,0 Prozent deutlich erhöht hat sich der Anteil der Betriebe, die Umsatzrückgänge hinnehmen mussten (Vorjahr: 14,5 Prozent). Mit Blick auf die kommenden Monate erwartet das regionale Handwerk eine deutliche Verschlechterung der Umsatzlage. 19,8 Prozent der Betriebe rechnen mit geringeren Umsätzen. Der Anteil der Pessimisten ist damit mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr (8,3 Prozent).

 Weniger Beschäftige, geringere Investitionen

Die Personaldecke der regionalen Handwerksbetriebe ist in den vergangenen drei Monaten weitgehend gleich geblieben. Zwar haben 9,0 Prozent der Betriebe Personal aufgestockt, 12,8 Prozent haben die Belegschaft aber verkleinert. 11 Prozent der Betriebe planen in den kommenden Monaten mit einem kleineren Personalbedarf. Nur 8,5 Prozent wollen Personal neu einstellen. Ähnlich sieht es bei den Investitionen aus. Nur noch 10,7 Prozent der Handwerksbetriebe hat Investitionsausgaben zuletzt erhöht. Mehr als jeder vierte Betrieb (25,5 Prozent) hat sie reduziert.

 

Weitere Informationen

Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Umfrage sind als Konjunkturbericht im Internet abrufbar unter  www.hwk-heilbronn.de/konjunktur