
Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 10. Oktober 2025Handwerksbetriebe aus der Region meistern den Generationenwechsel
Im Rahmen des Betriebsbesuchstags der Handwerkskammer Heilbronn-Franken besuchten Präsident Ralf Rothenburger und Hauptgeschäftsführer Ralf Schnörr kürzlich drei Handwerksbetriebe im Nordwesten des Landkreises Heilbronn: Holz-Hauff in Leingarten sowie Bestattungen Schöneberg und Fachwerk Optik in Eppingen.
Begleitet wurde die Kammerspitze von Manuel Keicher, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Heilbronn-Öhringen, sowie von Frank Staiger, Unternehmensberater der Handwerkskammer. Auch die beiden baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Klaus Ranger (SPD) und Dennis Klecker (AfD) nutzten die Gelegenheit zum Austausch vor Ort.
Neben der aktuellen Geschäftslage und dem Dauerthema Bürokratie bildete die Betriebsnachfolge einen weiteren Schwerpunkt des Austauschs. Zwei der drei besuchten Handwerksbetriebe haben die Nachfolge bereits erfolgreich gemeistert, beim dritten steht sie kurz bevor.
Innovatives Bearbeitungszentrum als Erfolgsfaktor
Bereits in vierter Generation leiten die Brüder Sebastian (43) und Fabian Hauff (39) das 1933 gegründete Familienunternehmen Holz-Hauff. Ende 2017 übernahmen sie die Geschäftsführung von ihrem Vater Werner Hauff. Der führende Holzfachhändler in der Region Heilbronn zählt insbesondere Gewerbekunden wie Zimmerer und Schreiner zu seinem Kundenstamm. „Wir schreiben zwar schwarze Zahlen, aber da unser Geschäft eng mit dem Baugewerbe verbunden ist, bekommen wir die aktuell schwierige konjunkturelle Lage natürlich zu spüren“, sagt Sebastian Hauff offen.
Ein Erfolgsfaktor des Holzspezialisten ist das innovative Bearbeitungszentrum. Es ermöglicht eine passgenaue Konfektionierung der verschiedenen Holzprodukte, wodurch Handwerker bei der Weiterverarbeitung Zeit sparen. „Damit sind wir für unsere Kunden eine Art verlängerter Arm, da wir ihnen mit unseren Maschinen wichtige Arbeitsschritte abnehmen können“, erklärt Hauff, der in seinem Betrieb jährlich Schreiner ausbildet. Nicht nur für Gewerbekunden, sondern auch für Privatkunden hat Holz-Hauff einiges zu bieten. So gehören seit Kurzem auch Tische und Stühle zum umfangreichen Sortiment. Hauff erzählt auch vom guten Betriebsklima und ist stolz auf zahlreiche „Eigengewächse“, die bereits seit ihrer Ausbildung für das Traditionsunternehmen arbeiten. Aktuell beschäftigt Holz-Hauff rund 80 Mitarbeiter und acht Auszubildende.
Der Betrieb muss weiterlaufen, meine Kapazitäten müssen aufgefangen werden. Ich kann froh sein, dass ich ein tolles Team habe, das während meines Mutterschutzes alles meistern konnte.
Andrea Bachmann (31), Optikermeisterin und Inhaberin von Fachwerk Optik, über die Herausforderung, als selbstständige Unternehmerin Mutter zu werden
Stetige Fortbildungen für einen würdevollen Abschied
Betriebsinhaber Frank Schöneberg (58) und sein Stiefsohn Justin Grün (24), der den Bestattungsbetrieb Schöneberg zum 1. Januar 2026 übernehmen wird, gaben einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen des Bestatterhandwerks. Demnach geht der Trend weg von traditionellen Erdbestattungen hin zu individuelleren Bestattungsformen. Um Angehörigen im Trauerfall einfühlsam und kompetent zur Seite stehen zu können, nehmen Schöneberg und Grün regelmäßig an Fortbildungen teil. „Eine Beerdigung ist etwas Einmaliges, daher muss immer alles perfekt sein“, sagt Grün, der sich in diesem Jahr erfolgreich zum Bestattungsmeister qualifiziert hat.
Der Bestattungsbetrieb beschäftigt aktuell sechs Mitarbeiter, hat drei Büroräume und eine eigene Abschieds- und Trauerhalle. Neben einer großen Auswahl an Särgen und Urnen gehört auch individueller Erinnerungsschmuck zum Portfolio. Schöneberg berichtet der Handwerksdelegation, dass das Thema Bürokratie auch in seinem Gewerk eine große Rolle spielt – insbesondere, wenn das Sozialamt die Bestattungskosten übernehmen muss. „Wir warten teilweise zwei Jahre lang, bis wir das Geld erstattet bekommen. Da sich solche Fälle häufen, muss hier dringend etwas passieren“, appelliert er an die Politik.
Junge Optikermeisterin überwindet Hindernisse
Im März 2020 übernahm die damals 25-jährige Andrea Bachmann das Optikergeschäft in der Fachwerkstadt Eppingen, in dem sie zuvor als Angestellte gearbeitet hatte. Für die heute 31-Jährige war dies ein großer Schritt mit viel Verantwortung. Nur drei Tage nach der Neueröffnung unter dem Namen Fachwerk Optik musste sie aufgrund des Corona-Lockdowns vorübergehend schließen. „Das war eine extrem herausfordernde Zeit“, berichtet die Optikermeisterin, die ihren Laden nach vier Wochen unter Auflagen wieder öffnen konnte.
Fachwerk Optik setzt auf Qualität und trägt durch Besuche internationaler Fachmessen die neuesten Brillentrends in den Kraichgau. Aktuell beschäftigt Bachmann sechs Mitarbeiterinnen – drei in Voll- und drei in Teilzeit. Als sie vor einem Jahr zum ersten Mal Mutter wurde, hätte sie sich mehr Unterstützung gewünscht, beispielsweise in Form eines temporären Betriebshelfers: „Der Betrieb muss weiterlaufen, meine Kapazitäten müssen aufgefangen werden. Ich kann froh sein, dass ich ein tolles Team habe, das während meines Mutterschutzes alles meistern konnte.“ Kammervertreter und Politiker sind sich einig, dass für selbstständige Unternehmerinnen hier dringend Lösungen geschaffen werden müssen.