Monika Schaffner (zweite von rechts) wurde als "Mutmacherin" auf der Internationalen Handwerksmesse ausgezeichnet
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Beruflicher Neustart mit 38 JahrenMonika Schaffner als „Mutmacherin“ ausgezeichnet

Monika Schaffner ist eine „Mutmacherin“. Zumindest wurde sie von Zukunft Handwerk und der Frauenzeitschrift „Freundin“ als solche ausgezeichnet. Aber wie genau sie zu dieser Ehre gekommen ist, weiß die Elektromeisterin nicht so genau. Ebenso wenig weiß sie, wer ihren Namen überhaupt ins Spiel gebracht hat. Aktiv beworben hat sie sich nicht.

„Ich habe eines Tages einen Anruf bekommen“, erzählt sie vom Moment, als sie vom Preis erfahren hat. „So wirklich verstehe ich nicht, warum ich ausgewählt wurde. So besonders ist mein Lebensweg doch nicht“, sagt sie bescheiden. Die meisten würden ihr bei dieser Einschätzung wohl widersprechen. Denn dass sie einmal ein Elektrobetrieb führen würde, war keinesfalls ausgemachte Sache, als sie die Schule abschloss.

Ursprünglich sollte es beruflich in eine ganz andere richtig gehen: Nach ihrem Abitur begann sie zu studieren, erst Sport und Deutsch auf Lehramt, dann wechselte sie zu einem Diplom-Sportstudium, um im Anschluss als Dozentin an der Universität arbeiten.

Ich komme abends heim und weiß, dass ich etwas Sinnvolles gemacht habe.

Monika Schaffner

Eigenes Fitnessstudio

Etwa ein Jahr vor dem Diplom wurde sie schwanger und ihre Tochter kam zur Welt. Daraufhin hängte sie das Studium an den Nagel und absolvierte stattdessen eine Ausbildung zur Sporttherapeutin an der Sportschule in Waldenburg. Nebenher jobbte sie in einem Fitnessstudio und arbeitete nach ihrer Ausbildung auch einige Zeit als Studioleiterin. Dann entschloss sie sich, ihr eigenes Fitnessstudio für Frauen zu eröffnen.

Stress schlägt auf die Gesundheit

Einige Jahre lief das Studio sehr gut. Schaffner hatte 15 Angestellte und mehr als 600 Mitglieder. Dann kam die Umstellung von D-Mark auf Euro. „Die Leute waren verunsichert, hatten Angst, dass alles teurer wird“, erinnert sie sich. Innerhalb kurzer Zeit verlor ihr Fitnessstudio zahlreiche Mitglieder. Trotzdem wollte sie ihr Studio am Laufen halten. Nicht selten ging sie im Morgengrauen zur Arbeit und verließ ihr Studio erst spät abends wieder. Der Stress forderte irgendwann seinen Tribut. Schaffner, damals Mitte 30, bekam gravierende gesundheitliche Probleme. „Schließlich habe ich mich entschlossen, das Studio zu verkaufen.“

Eintönige Tätigkeit

Im Nachhinein ist sie froh, dass es so gekommen ist. Könnte sie sich vorstellen, noch immer in einem Fitnessstudio zu arbeiten? „Um Gottes wilen, nein“, lautet die Antwort. „Damals habe ich jeden Tag dasselbe gemacht, das war auf Dauer sehr eintönig“. Heute sei das anders: „Ich komme abends heim und bin zwar platt, weiß aber auch, dass ich etwas Sinnvolles gemacht habe“, schwärmt sie von ihrem Beruf.

Nur im väterlichen Betrieb aushelfen, war ihr auf Dauer nicht genug. „Also habe ich beschlossen, mit 38 Jahren eine Ausbildung zu machen“, erzählt sie. In der Berufsschule war sie nicht nur die Älteste, sondern auch einige der wenigen Frauen. „Für die anderen Azubis war ich die Mutti“, sagt sie und lacht. Mit jüngeren Mitschülern kam sie gut aus. „Ich habe ihnen beim Diktat geholfen, sie mir dafür bei technischen Sachen.“ Da ihr Vater gesundheitlich angeschlagen war, übernahm sie 2013 seinen Betrieb, stellte ihn als Meister an und begann unmittelbar nach ihrer Gesellenprüfung, selbst den Meister zu machen. Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat.

Seit nunmehr elf Jahren führt sie ihren kleinen Elektrobetrieb im Crailsheimer Teilort Jagstheim. Ihr Mann, gelernter Maschinenschlosser, stieg mit ein. Auch ihr Sohn gehört mittlerweile zum Team und ist fest entschlossen, den Betrieb irgendwann zu übernehmen.

Es ist das Wichtigste ist, dass wir Handwerker zusammenhalten. In guten wie in schlechten Zeiten.

Monika Schaffner

Ehrenamtlich engagiert

Neben ihrer Selbstständigkeit Engagiert sich auch ehrenamtlich für das Handwerk. Sie ist Obermeisterin der Elektro-Innung Schwäbisch Hall-Crailsheim, stellvertretende Kreishandwerksmeisterin und im Fachverband Elektro- und Informationstechnik aktiv. Besonders am Herzen liegt ihr ein gutes Miteinander zwischen den Handwerksbetrieben. Dazu hat sie einen „Elektrostammtisch“ ins Leben gerufen, der sich einmal im Monat trifft. Zudem haben sie und ihre Elektriker-Kollegen eine gemeinsame Whats-App-Gruppe, in der sie sich austauschen. „Es ist das Wichtigste ist, dass wir Handwerker zusammenhalten. In guten wie in schlechten Zeiten.“



 

Preis „Die Mutmacherin“

 Mit dem 2024 ins Leben gerufenen Preis „Die Mutmacherin“ will das Netzwerk „Zukunft Handwerk“ gemeinsam mit der Frauenzeitschrift „Freundin“ Frauen auszeichnen, die einen beruflichen Neustart gewagt haben. Im Fokus stehen dabei Frauen, die sich mit ihrem Karrierewechsel für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben oder Handwerksbetriebe, die Frauen bei ihrem Schritt ins Unbekannte stark fördern. Neben Monika Schaffner erhielt auch die Friseurmeisterin Annika Möhrke aus Schleswig-Holstein die Auszeichnung.