
Vollversammlung wählt Nachfolger für Ulrich Bopp Ralf Rothenburger ist der neue Präsident der Handwerkskammer
Die Frage, was Ralf Rothenburger (66) einmal werden möchte, stellte sich eigentlich nie. „Es war von Beginn an klar, dass ich Handwerker werde“, erzählt der neue „oberste“ Handwerker der Region. Der Elektrobetrieb seines Vaters Hans Rothenburger war im Wohnhaus der Familie in der Sternenfelser Straße in Heilbronn. Im Keller waren das Lager und die Umkleide für die Mitarbeiter. „Ich war von Kindesbeinen an dabei“, erklärt er seine frühe Faszination für das Handwerk.
„Als Schüler habe ich auf der Terrasse Aderhülsen auf Kabelbäume montiert und als ich größer war, habe ich in den Ferien Schlitze geklopft“, erinnert er sich. Auch bei Spezialeinsätzen begleitete er seinen Vater früh. „Eines nachts gab es eine Störung im Kindergarten in Möckmühl. Da war Action. Bei Dunkelheit und Schneematsch sind wir hingefahren und haben die Störung behoben“, erinnert er sich. „Spätestens da war klar, dass ich die Ausbildung zum Elektroinstallateur mache.“
Es war von Beginn an klar, dass ich Handwerker werde.
Ralf Rothenburger
Plötzlich Chef
Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung und dem Wehrdienst arbeitete Rothenburger einige Jahre als Geselle im Betrieb seines Vaters. Plötzlich stellte ein Schicksalsschlag sein Leben auf den Kopf. „Während ich mitten in der Meistervorbereitung steckte, wurde meine Mutter schwer krank. Von da an konnte mein Vater den Betrieb nicht mehr führen – er kümmerte sich ausschließlich um sie“, erzählt Rothenburger.
„Vom einen auf den anderen Tag musste ich den Betrieb leiten, dabei hatte ich zuvor noch nicht einmal ein Angebot geschrieben.“ Plötzlich stand er Anfang 20 mit sieben Mitarbeitern alleine da. „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen. Ich habe Rechnungen geschrieben, die Personalarbeit übernommen und war auch selbst auf Baustellen“, sagt er. „Wenn ich nicht mehr weiterwusste, rief ich bei Kollegen an, die mir weiterhalfen“, lobt er den Zusammenhalt im Handwerk.
Leidenschaft fürs Ehrenamt
Auch die Leidenschaft für das Ehrenamt hat er geerbt. „Mein Vater war selbst Obermeister. Er hat mir empfohlen, mich im Gesellenprüfungsausschuss zu engagieren.“ Gesagt, getan. Mit der Zeit übernahm Rothenburger viele weitere Ehrenämter im Handwerk: Er wurde Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses, Vorsitzender der Junioren des Handwerks, Obermeister und schließlich Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Heilbronn-Öhringen sowie Vollversammlungs- und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Heilbronn-Franken.
Ich bin Handwerker – ich bin kommunikativ, ansprechbar, nahbar.
Ralf Rothenburger
Die Entscheidung zur Kandidatur für das Amt des Präsidenten hat er sich nicht leichtgemacht. „Der Entschluss fiel letztendlich, weil mich die Herausforderung reizt – und weil mich meine Tochter Ines ermutigt hat.“
Nahbarer Präsident
Als Präsident will Ralf Rothenburger einen diplomatischen Führungsstil wählen. Auch sei es ihm wichtig, dass es keinen Personenkult um ihn gebe. „Ich bin Handwerker – ich bin kommunikativ, ansprechbar, nahbar.“
Natürlich will er sich mit vollem Einsatz den Herausforderungen des Handwerks, wie etwa dem Fachkräftemangel und der Bürokratiebelastung, widmen.
„Wir müssen weiter den Finger in die Wunde legen und für Bürokratieabbau werben. Wenn das nichts bringt oder zu langsam geht, müssen wir eigene Lösungen für unsere Betriebe finden“, unterstreicht er.
Wir müssen weiter den Finger in die Wunde legen und für Bürokratieabbau werben.
Ralf Rothenburger
Neben dem Handwerk ist die Familie das Wichtigste für Ralf Rothenburger. Er lebt mit seiner Partnerin Regine in Weinsberg-Grantschen und hat zwei plus zwei Kinder, wie er liebevoll sagt: die beiden leiblichen Töchter Elisabeth und Ines sowie die Kinder Bastian und Carina seiner Lebensgefährtin. Ein wichtiger Bestandteil der Familie ist auch der Lagotto-Rüde Anakin.
In jüngeren Jahren war Rothenburger fast 20 Jahre Spielleiter der Fußballabteilung der TG Böckingen und regelmäßig Skifahren. Heute fährt er gerne Fahrrad und Motorrad. Daneben betätigt er sich auch gerne als Hobbykoch und veranstaltet mit seiner Familie kulinarische Motto-Abende mit internationalen Gerichten wie Coq au vin, Bœuf Stroganoff oder Ossobuco. Ob es zu seinen Zielen gehört, den Beruf Koch ins Handwerk zu holen, hat er nicht gesagt.