Eine Frau und ein Mann stehen beim Optiker vor einer Wand mit vielen Brillengestellen und lächeln fröhlich in die Kamera.
Eva v. Lepel

Augenoptikermeister Thomas Janotta hat seinen Betrieb an seine ehemalige Auszubildende übergeben.Betriebsübergabe geglückt

Der Grundstein für die erfolgreiche Übergabe von „Janotta Optik Uhren Schmuck“ wurde fast 20 Jahre zuvor gelegt. Im Februar 1999 saßen Thomas Janotta, Augenoptikermeister, und seine Frau Ursula Janotta nach der Lawinenkatastrophe im Paznauntal in Österreich mehrere Tage fest, weil die Straßen aus dem Tal raus durch die Schneemassen versperrt waren. Dies war das erste Mal, dass die damalige Gesellin, Melanie Knothe, die Verantwortung für den Betrieb übernommen hat. Seit Februar 2018 ist sie glückliche Übernehmerin des Betriebes in Beilstein.

Frauenpower

Natürlich war es damals noch lange hin bis der Gedanke aufkam, den Betrieb zu übergeben. Dennoch wusste Thomas Janotta, dass er sich auf seine ehemalige Auszubildende und Gesellin stets verlassen kann. Melanie Knothe ist seit 25 Jahren im Betrieb und hat bei Janotta ihre Ausbildung zur Augenoptikerin absolviert. Im Jahr 2004 rundete sie nebenberuflich ihre Ausbildung mit der Meisterprüfung erfolgreich ab. "Sie zeigte schon immer Engagement, hat die Ärmel hochgekrempelt und die Sache durchgezogen - Frauenpower eben", äußert sich Janotta zufrieden. Bereits als angestellte Meisterin hat Melanie Knothe zuverlässig Geschäftsführertätigkeiten übernommen. "Wir haben sie bewusst früh an Entscheidungen, wie beispielsweise Werbung oder neue Investitionen in die Laden-Beleuchtung beteiligt", so Janotta.



>> Sie zeigte schon immer Engagement, hat die Ärmel hochgekrempelt und die Sache durchgezogen - Frauenpower eben <<

Übergeber Thomas Janotta, Augenoptiker-, Uhrmacher- und Goldschmiedemeister

Aus Erfahrungen anderer gelernt

Der gelernte Augenoptiker-, Uhrmacher- und Goldschmiedemeister, Thomas Janotta hat sich mit seiner Frau, ebenfalls Augenoptikerin, früh für die Selbstständigkeit entschieden. Durch die Schwiegereltern, die eine Flaschnerei hatten, konnte Janotta bereits wertvolle Erfahrungen aus deren Betriebsübergabe sammeln. "Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass man sich frühzeitig Gedanken machen muss", sagt der Meister. Mit etwa 52 Jahren hat er begonnen darüber nachzudenken, wer als Nachfolger in Frage kommt - bei der Übergabe war er 61. Die drei Söhne der Janottas sind in anderen Berufen tätig, eine familieninterne Übergabe war somit nicht vorgesehen. Eine betriebsinterne Übergabe schien der ideale Weg. "Die Perspektive war Frau Knothe", sagt der ehemalige Chef. Erste konkrete Maßnahmen ergriff Janotta etwa drei Jahre vor der Übergabe und ließ den Unternehmenswert ermitteln; ergänzend bereitete er sich durch ein Seminar zur Geschäftsübergabe vor.

Uhrmacher bei der Arbeit
Eva v. Lepel

>> Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass man sich frühzeitig Gedanken machen muss. <<

Übergeber Thomas Janotta, Augenoptiker-, Uhrmacher- und Goldschmiedemeister

Den Schritt in die Selbstständigkeit wagen

"Man hat schon mal darüber gesprochen, aber so richtig greifbar war es nicht", erzählt Melanie Knothe. Und eigentlich "wollte ich das wirklich gar nie", gesteht sie. Zudem hatte sie keine finanzielle Basis für eine Betriebsübernahme aufgebaut sowie auch familiär in dieser Hinsicht keine Unterstützung gehabt. Als sie 2016 von Janotta schließlich gefragt wurde, bat Knothe erst mal um Bedenkzeit. Zwei Monate später kam sie auf ihren damaligen Chef zu und sagte: "Ich brauche Zahlen." Damit fuhr Knothe in die Handwerkskammer nach Heilbronn. "Dort habe ich mich mit Informationsmaterial eingedeckt, das ich den Sommer über ausgiebig studiert und teilweise sogar im Freibad gelesen habe", erzählt sie.

 

Drei Personen stehen als Gruppe auf einer Treppe
Eva v. Lepel

Handwerkskammer begleitete Übergabe

Im gesamten Übergabeprozess galt es für alle Beteiligten "einen fairen Deal" hinzubekommen, berichtet Marc Zendler, (ehemaliger) Leiter der Unternehmensberatung bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Er begleitete den Unternehmer und die Übernehmerin zwei Jahre lang. "Herr Zendler war sehr engagiert und hat uns gut geführt", lobt Thomas Janotta. "Er war ein sicherer Ansprechpartner und begleitete uns auch zu Gesprächen bei der Bank oder zum Steuerberater", erzählt Melanie Knothe. Als weiteren wichtigen externen Partner nennt sie den Steuerberater: "Mit ihm haben wir Themen wie Preisgestaltung oder Miete besprochen."

Übernahmeformalitäten und Kleinkram abgehakt

Mit einer Betriebsübernahme sind zahlreiche Formalitäten verbunden. Von der Gewerbeanmeldung, der Eintragung in die Handwerksrolle bis zur Meldung beim Finanzamt oder an die Rentenversicherung. Hierfür nutzte Melanie Knothe das "STARTER-CENTER" der Handwerkskammer. Dort kann man unbürokratisch und schnell eine Vielzahl von Formalitäten erledigen. "Mit der Checkliste der Kammer konnte ich alles nach und nach abhaken, das hat gut geklappt", erzählt Knothe. "Am Ende war es der Kleinkram, der uns aufgehalten hat: Etwa die fehlende Steuernummer vom Finanzamt, die Umstellung des EC-Cash und so weiter", zählt Knothe auf. "Manchmal denkt man, es klappt nicht", gesteht sie. Dennoch ist ihr Tipp für Übernehmer: "ruhig bleiben, Geduld haben - es wird schon alles".

Weitere Informationen zum STARTER-CENTER

  STARTER-CENTER

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